
Die Gründungszeit
Im Jahr 1875 wurde vom gemeinsamen Krieger- und Veteranenverein der Gemeinden Annaberg und St. Martin die Gründung einer gemeinsamen Musikkapelle angeregt. Von den vierzehn Musikanten der neu gegründeten Musikkapelle kamen sieben aus Annaberg. Der erste Kapellmeister, Johann Georg Wintersteller, ein gebürtiger Eppenreitsohn (geb. 1852), führte die Kapelle mit musikalischem Geschick und Leidenschaft.
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Nach zwei Jahrzehnten des gemeinsamen Musizierens kam es 1896 zur Teilung in die Musikkapelle Annaberg und die Musikkapelle St. Martin, wobei beide Kapellen weiterhin unter der Leitung von Johann Georg Wintersteller standen.
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Ende dieses Jahrhunderts begann die Ära der “Weberhauser”, als Georg Eder das Amt des Kapellmeisters 1898 übernahm.
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Anfang 20. Jahrhundert
Das Jahr 1925 war bedeutsam in der Geschichte unserer Trachtenmusikkapelle. In diesem Jahr erhielten wir nicht nur unseren ersten Stabführer, Johann Eder (bekannt als „Konsum Hans“), sondern auch eine Marketenderin, Kathi Quehenberger („Krämer Kathi“). Besonders prägend war die Einführung unserer ersten einheitlichen Tracht: grüne Lodenjacken mit schwarzem Aufschlag, schwarze Hosen, Salzburger Hüte mit Feder und charakteristische Haferlschuhe mit Schnallen.
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1927: Georg Eder – Ein Leben für die Musik
1927 übernahm Georg Eder „Weberhaus Irg“, das Amt des Kapellmeisters von seinem Vater. Beeindruckende 47 Jahre lang leitete er die Kapelle mit Hingabe und Leidenschaft. Musik war ein zentraler Bestandteil seines Lebens: In seinen 60 Jahren Mitgliedschaft bei der TMK prägte er nicht nur die Kapelle, sondern sein Idealismus führte so weit, dass er seine Gage von Auftritten als Alleiunterhalter mit der Knopfharmonika oder mit der Annaberger Tanzlmusi in Noten investierte.
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Sein Engagement zeigte sich auch in der Ausbildung vieler Musiker. Oberhalb der Wagnerwerkstätte legte er den Grundstein für kommende Generationen, indem er sein Wissen und seine Begeisterung für die Musik weitergab. Georg Eder bleibt bis heute ein Vorbild für Einsatz und Leidenschaft.


Ende 1940er
1948: Die Entstehung der Zimmerauer Tracht
Im Jahr 1948, anlässlich eines großen Feuerwehrfestes in Annaberg, erhielt unsere Musikkapelle eine neue Tracht – ein Vorhaben, das maßgeblich vom Bäckermeister Bartholomäus Schilchegger („Bäckn Bascht“) initiiert wurde. Mit der tatkräftigen Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Josef Quehenberger und des Regierungsrats Kuno Brandauer entstand die sogenannte Zimmerauer Tracht, benannt nach dem östlichen Ufer der Lammer im Dorfgebiet.
Seit ihrer Einführung gab es nur geringfügige Anpassungen: Die ursprünglichen „Scheankenschuach“ wurden durch schwarze Trachtenschuhe ersetzt, und das Material der Hose wechselte von Stoff („Teifihäuternen“) zu strapazierfähigen Hirschlederhosen. Bis heute prägt die Zimmerauer Tracht das Erscheinungsbild der Kapelle und verbindet Tradition mit zeitloser Eleganz.
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1949: Die Entstehung des Dreikönigsreitens
Nach dem Krieg zogen die Heiligen Drei Könige in Annaberg noch zu Fuß und singend von Haus zu Haus. Ab 1949 ritten sie auf Initiative von Sepp Oberauer sen. und Bartholomäus Schilchegger (Bäckn Bascht) erstmals spielend hoch zu Ross auf Norikerpferden. Damals und bis heute besteht die Gruppe aus den Dreikönigen und einem Vorreiter, damit man im Quartett weihnachtliches Liedgut spielen kann. Fußknechte, sogenannte „Vorgeher“ und ein Pony mit einem Kind komplettieren die Formation. Der alljährliche Dreikönigsritt am Vortag des Dreikönigstages findet seinen feierlichen Abschluss bei Einbruch der Dunkelheit vor der Kirche in Annaberg, wo mit dem Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ und einer kleinen Andacht in der Kirche der Tag ausklingt – ein berührender Moment der Besinnung und Tradition. Der Erlös geht an die Mission.




1950er
Ab 1955 unterstützte Josef Hedegger, bekannt als „Zimmerer Seppi“, den langjährigen Kapellmeister Georg Eder als Dirigent und musikalischer Leiter. Durch sein 14-jähriges Wirken erreichte die Musikkapelle ein hohes musikalisches Niveau. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement in der Ausbildung des Nachwuchses, mit dem er die Basis für die musikalische Zukunft der Kapelle legte.
1959 erfolgte die Premiere durch die Teilnahme am Münchner Oktoberfest – ein unvergessliches Ereignis, wodurch man sich über die Landesgrenzen hinaus präsentieren konnte.
1960er
Im Jahr 1969 übernahm Peter Oberauer die Funktion der musikalischen Leitung, der auch heute noch aktiv in der Kapelle mitspielt!
In diesem Jahr wurde der Gemeinde Annaberg-Lungötz eine besondere Auszeichnung zuteil: Sie durfte den Christbaum für den Wiener Rathausplatz stellen. Am 25. November wurde der prächtige Baum aus Lungötz feierlich nach Wien gebracht. Die Übergabe wurde von unserer Musikkapelle musikalisch begleitet – mit 16 Musikanten, 2 Marketenderinnen und der Unterstützung von 12 Militärmusikanten. Dieses Ereignis war nicht nur ein Highlight für die Gemeinde, sondern auch eine große Ehre für die Kapelle, den festlichen Rahmen dieser Eröffnung zu gestalten.


Die wilden 70er
Im Jahr 1971 übernahm Peter Labacher die musikalische Leitung und das Dirigat der Trachtenmusikkapelle. Ab 1973 fungierte er zudem offiziell als Kapellmeister. Während seiner beeindruckenden 23-jährigen Amtszeit prägte er die Kapelle nachhaltig und bildete zahlreiche Jungmusikanten aus, wodurch er die Basis für die musikalische Zukunft legte. Von 1980 bis 1985 führte er darüber hinaus parallel die Musikkapelle Lungötz, was sein Engagement und seine musikalische Kompetenz eindrucksvoll unterstreicht.
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Ein weiterer Meilenstein des Jahres 1971 war die erste Rundfunkaufnahme. Eingespielt wurden der "Annaberger Marsch" sowie der "Bozner Bergsteiger-Marsch".
80er Jahre Hits
1980: Rundfunkaufnahme „Eine Gemeinde stellt sich vor“
Im Jahr 1980 präsentierten wir uns mit einer besonderen Rundfunkaufnahme unter dem Titel „Eine Gemeinde stellt sich vor“. Eingespielt wurden die Stücke „Tiroler Adler“ und „Furchtlos und Treu“, die die musikalische Qualität der Kapelle unter Beweis stellte.
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1981: Der Beginn des Weihnachtsblasens
1981 nahm der Brauch des “Weihnachtsblasens” seinen Anfang. Jedes Wochenende vor Heiligabend ziehen seither kleine Musikergruppen durch die Ortsteile Annabergs und bringen mit stimmungsvoller Musik weihnachtliche Freude in die Familien.
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1983: Festspieleröffnung in Salzburg
Ein besonderes Highlight folgte 1983, als wir bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele aufspielen durften.
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1984 –1985: Bau und Einweihung des Musikerheims
Die 1980er Jahre wurden maßgeblich durch den Bau des Musikerheims geprägt, das erste im Salzburger Land. Vor dem Bau fanden die Proben noch in der Feuerwehrzeugstätte statt. Die Initiative ging von Kapellmeister Peter Labacher und Obmann Georg Pölzleitner („Weinau Irg“) aus. Der Plan des Musikerheims stammt von Josef Pölzleitner („Weinau Sepp“), der als Polier am Bau mitwirkte. Gemeinsam mit Bürgermeister Leonhard Hirscher („Hagen Hartl“) und dank großzügiger Unterstützung der Gemeinde, zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung sowie dem unermüdlichen Einsatz der Musikanten und vieler Freiwilliger konnte das Projekt realisiert werden.
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Am 15. August 1985, anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Musikkapelle, wurde das neue Musikerheim feierlich eingeweiht. Set seiner Eröffnung ist das Musikerheim der Trachtenmusikkapelle Annaberg ein zentraler Ort für Aus- und Weiterbildung, Probenarbeit, Workshops und Konzerte.
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1986: Erfolgreicher Auftritt in Walsrode
1986 führte uns eine Reise ins neun Stunden entfernte Walsrode, nahe Bremen, wo wir beim 1000-jährigen Stadtfest auftraten. Der Erfolg war überwältigend: Unser Auftritt füllte ganze zwei Seiten der örtlichen Tageszeitung und hinterließ bleibenden Eindruck.
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Ein besonderer Abschluss: Ungarnreise und Unterstützung für das Musikerheim
Zum Abschluss der ereignisreichen 1980er Jahre umrahmten wir die feierliche Einweihung eines Kaindl-Werkes. Mit einer großen Geldspende des Firmeninhabers Ernst Kaindl konnten die letzten Schulden des Musikerheims getilgt werden.




1990er
1993:
In diesem Jahr hatten wir die Ehre, beim Bundesblasmusikfest in Wien aufzutreten. Eine Fernsehaufnahme wurde vor der beeindruckenden Kulisse der Pestsäule am Graben gemacht. Darüber hinaus nahmen wir in den Studios von Radio Salzburg die Stücke „Mein Böhmerland“ und „Dorffestpolka“ auf.
Ein bedeutender Wechsel fand in der Vereinsführung statt: Peter Labacher legte sein Amt als Kapellmeister nieder und übernahm die Rolle des Obmanns. Sein Nachfolger als Kapellmeister wurde Hans-Peter Hedegger, bekannt als „Zimmerer Hans-Peter“.
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1994:
In diesem Jahr wurden die Alphornbläser ins Leben gerufen, die fortan zahlreiche Feierlichkeiten musikalisch umrahmten. Die Initiative ging von Josef Pölzleitner aus, der sich bereits beim Bau des Musikheims verdient gemacht hatte. Zur Finanzierung der Alphornbläser führte er 1993 Gespräche mit verschiedenen Kaindl-Betriebsleitern in ganz Europa. Ihren ersten Auftritt hatten die Alphornbläser 1994 in der Kirche beim Annafest. Seither sind sie auch über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus durch diverse Medien bekannt.
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1995:
Eine besondere musikalische Aufnahme entstand 1995 im Rahmen der Fernsehsendung „Klingendes Österreich“ im Heimatmuseum Gererhof. Für diese Sendung spielten wir den Marsch „Schönes Prag“.
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Das neue Jahrtausend
2000:
Im August 2000 feierten wir unser 125-jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Fest voller Musik, Tanz und Freude. Zahlreiche Musikgruppen sorgten für Stimmung, darunter die TMK Filzmoos und die TMK Lungötz.
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2002:
Unter dem Motto „Musikanten helfen“ organisierten wir ein Almfest zugunsten unseres Musikkameraden Rupert. Rund 1.600 Besucher fanden an diesem sonnigen Tag den Weg zur Mahdalm, um gemeinsam für den guten Zweck zu feiern.
Im selben Jahr stammte der Weihnachtsbaum für den Salzburger Christkindlmarkt aus Annaberg-Lungötz. Dieser wurde von uns gemeinsam mit den Alphornbläsern mit einem musikalischen Gruß überbracht.
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2003:
Ein neues Highlight wurde ins Leben gerufen: Zum ersten Mal fand die Schneedisco in der Holzerhütt’n statt, die sich zu einem festen Bestandteil des Winters entwickelte.
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2005:
Unser 130-jähriges Jubiläum feierten wir im Rahmen des HeuArt-Fests.
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2006:
Ein Wechsel in der musikalischen Leitung prägte dieses Jahr: Gerald Oberauer übernahm das Amt des Kapellmeisters von Hans-Peter Hedegger.
Besonders war auch das Annafest, das durch den Besuch der Musikkapelle Imsterberg bereichert wurde. Die Musiker aus der Heimat unseres ehemaligen Pfarrers P. Bernhard Röck gestalteten den Frühschoppen und sorgten für unvergessliche Momente.
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2009:
In diesem Jahr schied der langjährige Obmann und Kapellmeister Peter Labacher aus der Musikkapelle aus. Als Anerkennung seiner Leistungen wurde er zum Ehrenobmann und Ehrenkapellmeister ernannt. Als Obmann folgte ihm Peter Schumacher (Schippl).


2010er
​2014:
Gerald Oberauer legte sein Amt als Kapellmeister nieder. Die musikalische Leitung von Ausrückungen und Proben übernahmen Hans-Peter Hedegger und Hannelore Pölzleitner (geb. Weiß).
Im selben Jahr nahm die Kapelle beim Fest des Gauverbandes 1 in Ruhpolding teil.
Ein weiterer Höhepunkt war der erstmalige Erhalt des Blasmusikpreises der Stufe III vom Land Salzburg. Dieser Preis wird Musikkapellen verliehen, die innerhalb von fünf Jahren an mindestens drei Wertungsspielen teilgenommen und dabei eine entsprechende Punktzahl erreicht haben.
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2018:
Nach umfassenden Sanierungsarbeiten wurde das Musikerheim neu eingeweiht. Bei der Feier hatten die Besucher die Möglichkeit, das renovierte Heim zu besichtigen. Eine feierliche Messe vor dem Musikerheim wurde von einheimischen Vereinen begleitet. Die Einweihung war geprägt von großem Engagement, das insgesamt 1.422 freiwillige Arbeitsstunden unter der Organisation und Leitung von Albert Moser umfasste.
Ebenfalls 2018 legte Peter Kainhofer die Kapellmeisterprüfung ab, bei der die TMK als Prüfungskapelle fungierte. Im September war der zweite Auftritt beim Wirteeinzug auf der Oidn Wiesn in München und anschließendem Konzert im Festzelt Tradition vor mehr als 5.000 begeisterten Besuchern.
2019:
Peter Kainhofer übernahm das Amt des Kapellmeisters. Im Juli absolvierten wir erfolgreich die Marschwertung in Salzburg.
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2020er
2020–2021: Die Corona-Pandemie führte zu Absagen der Frühlingskonzerte. Das Weihnachtsblasen konnte 2021 nur unter strengen Auflagen durchgeführt werden. Proben fanden online via Zoom statt. Während der Pandemie übernahmen Markus Wallinger und Albert Moser die Rollen des Obmanns und Stellvertreters.
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2022: Die Konzertwertung in Leistungsstufe B brachte 86,12 Punkte. Weitere Höhepunkte waren das Fest der Blasmusik mit der Musikkapelle Imsterberg und eine Adventfeier mit Feuerwehrbesuch.
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2023: Die TMK nahm an der Marschwertung in Oberalm in Leistungsstufe D teil und erreichte unter Stabführer Thomas Kendlbacher 91,72 Punkte.
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2024: Am 22. Oktober erhielt die Trachtenmusikkapelle Annaberg den Blasmusikpreis der Stufe II für herausragende Leistungen in Wertungsspielen der letzten fünf Jahre.
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